Im Hannoverschen Kestner-Museum am Trammplatz, direkt am Rathaus der niedersächsischen Hauptstadt, läuft derzeit die Ausstellung Reklamekunst aus Hannover. Von Leibniz-Keks bis Pelikano.
Die Ausstellung präsentiert Exponate aus den Sammlungen der Museen für Kulturgeschichte und aus den Archiven der Firmen Bahlsen und Pelikan sowie aus Privatbesitz. Wir waren bei der Eröffnung dabei und können den Besuch empfehlen. Die Ausstellung läuft bis zum 29. Januar 2017. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro und freitags ist der Eintritt frei.
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Wie muss eine Produktwerbung gestaltet sein, damit sie Erfolg bringt?
Diese Frage trieb Unternehmer, Reklamefachleute und Künstler auch schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts um. Die Jahre waren geprägt von starker wirtschaftlicher Konkurrenz. Wollten sich deutsche Unternehmen auf dem in- und ausländischen Markt behaupten, so mussten sie neue Wege in der Bewerbung ihrer Erzeugnisse gehen. Denn eine hohe Produktqualität allein genügte angesichts der sich stetig vergrößernden Warenmenge und Produktvielfalt nicht, um den Absatz maßgeblich zu steigern.
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Unternehmen aus Hannover setzen auf Werbung
Einige Unternehmen in Hannover erkannten frühzeitig die Zeichen der Zeit. Sie engagierten Künstlerinnen und Künstler zur Gestaltung ihrer Werbemittel. Deren Entwürfe von Bildmotiven, Markenzeichen und Verpackungen vermochten Aufmerksamkeit zu erregen und sich in den Köpfen der Kunden einzuprägen.
Wie gut dies gelang, belegen Firmen, deren Namen ebenso wie einige ihrer Produkte noch heute außerordentlich präsent sind. Der Leibniz-Keks von Bahlsen, die Pelikan-Füller und die Pralinen von Sprengel gehören dazu. Aber auch Gummierzeugnisse, wie Reifen von Excelsior und Continental sowie Fahrzeuge von Hanomag sind Markenprodukten aus Hannover, mit denen ein bestimmtes Erscheinungsbild verbunden ist.
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Vielfalt in der Ausstellung
In der Ausstellung werden Werbemittel hannoverscher Firmen aus der Zeit von 1900 bis 1970 präsentiert. Es sind Plakate, Annoncen und andere Drucksachen; aber auch Emailleschilder, Präsentationsobjekte für Schaufenster und Verpackungen. Sie zeigen die gestalterische Vielfalt im Wechsel der Zeiten und Kundenwünsche. Die individuelle Handschrift ihrer Entwerfer ist ebenso spürbar wie die Kreativität bei der Kombination von Schrift und Bildmotivik.
So zeigt sich der Vogel Pelikan aus dem Hause Günther Wagner in außerordentlich mannigfaltiger Weise immer wieder auf den Werbemitteln und wird zum omnipräsenten Motiv. Neuerungen, wie die TET-Verpackung von Bahlsen, verbanden geschickt Ästhetik mit Zweckmäßigkeit.
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Die Menschen hinter der Reklamekunst
Vorgestellt werden in der Ausstellung auch die Protagonisten – die visionären, mit wirtschaftlichem Kalkül und Kunstsinn agierenden Unternehmer; die Architekten, die vorbildliche, das Image fördernde Fabrikbauten entwarfen und die Künstler, die die einprägsamen Entwürfe lieferten. Letztere stammten aus Hannover, aber auch aus anderen Orten Deutschlands – insbesondere aus den Reklamemetropolen Berlin und München. Die Aktivitäten aller trugen zum positiven Erscheinungsbild der Firmen in der Öffentlichkeit maßgeblich bei.
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Außenwerbung in Hannover
Wie stark die Reklame das Stadtbild von Hannover prägte, wird in der Ausstellung Reklamekunst aus Hannover anhand historischer Fotografien und Zeichnungen deutlich. Litfaß-Säulen sind bereits um die Jahrhundertwende an markanten Orten der Stadt aufgestellt worden. Die Lichtwerbung ist ein neues Medium, das nach zaghaften Anfängen erst nach dem II. Weltkrieg in Hannover stärker an Bedeutung gewinnt.
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Klassische Kinospots
Im eigens eingerichteten Kino der Ausstellung werden kurze Werbe- und Imagefilme aus den letzten Jahrzehnten gezeigt, bei denen die Besucherinnen und Besucher wohl ein Schmunzeln nicht verbergen können. Denn gerade diese Filme zeigen besonders deutlich, wie stark Werbung vom Lebensgefühl und den Moden der jeweiligen Zeitepoche geprägt ist.
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Die Ausstellung, die auf einer Idee von Dr. Andreas Urban basiert und von der Kuratorin Dr. Sally Schöne konzipiert und realisiert wurde, nimmt den Besucher an die Hand und zeigt ihm mit vielen Exponaten, wie schön und zum Teil auch merkwürdig die Werbung in den vergangenen Jahrzehneten war. Manches könnte man heute so auf keinen Fall in der Werbung machen, anderes ist deutlich zeitloser und könnte auch heute unter Retro-Gesichtspunkten nochmal neu aufgelegt werden.
Die Zeichnungen für Plakate und Anzeigen passen zum jeweiligen Zeitgeist, bei genauer Betrachtung bemerkt man auch den einen oder anderen kleinen Fehler, zum Beispiel bei der Perspektive oder der Darstellung des Unternehmens-Schriftzuges. In Zeiten von Digitalbearbeitung undenkbar – aber damals war es einfach anders. Geblieben ist die Forderung nach Kreativität in der Werbung – das ist damals wie heute besonders gefragt. Und so haben sich auch die Reklame-Splitter von Fritz Müller aus 1919 nicht überholt:
Grobe Reklame schreit, gute Reklame plaudert, feinste Reklame – schweigt
Vortragsveranstaltungen zur Ausstellung Reklamekunst aus Hannover:
- Mittwoch, 28. September 2016, 18:30 Uhr: Sprengel. Die Geschichte der Schokoladenfabrik
- Sonntag, 2. Oktober 2016, 15:00 Uhr: Reklamekunst – Zwischen Kunstgenuss und Markenmacht
- Sonntag, 16. Oktober 2016, 15:00 Uhr: Keks ist Fortschritt. Frühe Firmen aus Hannover und ihr freches Marketing
- Mittwoch, 19. Oktober 2016, 18:30 Uhr: „Nur echt mit 52 Zähnen“ – Wie Werberdenken und Werbung entsteht
- Sonntag, 6. November 2016, 15:00 Uhr: Reklamekunst – Zwischen Kunstgenuss und Markenmacht
- Sonntag 22. Januar 2017, 15:00 Uhr: Reklamekunst – Zwischen Kunstgenuss und Markenmacht
Begleitmaterialien zur Ausstellung
Zur Ausstellung Reklamekunst aus Hannover sind für die Firmen Appel, Bahlsen, Continental, Hanomag, Hawa, Machwitz, Pelikan und Sprengel Begleithefte erschienen, die sich jeweils auf die Werbung der jeweiligen Firma konzentrieren. Diese Hefte können einzeln für vier Euro oder als Set erworben werden.
Besonders gefallen hat mir der Reklame Ratgeber mit Texten aus Reklamezeitschriften der Jahre 1912 bis 1927. In diesem für 11 Euro verkauften Büchlein gibt es spannende Artikel, wie zum Beispiel:
Was ist ein Reklamefachmann? (1924)
Wie Frauen auf Werbesachen reagieren (Studie von 1924)Wie das Schaufenster sein und wirken soll (1924)
Werden Zeitungsanzeigen gelesen? (1920)
Das Plakat, seine Freunde und Feinde, sein Recht und Reich (Vortrag, 1912)
Manche der Aussagen von vor fast hundert Jahren haben auch heute noch Gültigkeit, über andere lächelt man heute.
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Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel. Es sind hier schöne Beispiele für die Werbung zu sehen. Interessant ist auch welche modernen Möglichkeiten heutzutage bei der Lichtwerbung bestehen. Trotzdem hat die alte Werbung natürlich ihren eigenen Charme.